März 1, 2017

Hausangestellte Organisieren

Jennifer Fish

Die Kampagne für die ILO-Konvention 189 als Mobilisierungsmodell

Weltweit nehmen prekäre Beschäftigungsverhältnisse zu. Der serviceorientierte Niedriglohnsektor hat in den letzten Jahren einen bedeutenden Anstieg zu verzeichnen, und die (informelle) Arbeit als Hausangestellte oder häusliche Pflegekraft ist zu einem der größten Beschäftigungssektoren der globalen Ökonomie geworden. Gerade diese Hausangestellten sind aber von den Arbeitsschutzrechten, die den meisten anderen Arbeiterinnen und Arbeitern zugebilligt werden, fast vollständig ausgeschlossen.

Offiziellen Schätzungen zufolge sind etwa 83% der Hausangestellten weltweit Frauen – es handelt sich dabei ganz überwiegend um arme Frauen, Migrantinnen und Women of Color. Letztlich bedeutet dies, dass eine sozial und ökonomisch ohnehin bereits verletzliche Beschäftigungsgruppe zusätzlich noch Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt ist.

Angesichts der spezifischen Bedingungen in dieser Branche hat die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) bereits 1948 die Notwendigkeit eines besonderen, auf Hausangestellte ausgerichteten  Schutzinstruments anerkannt. Seitdem hatte sich jahrzehntelang allerdings wenig getan. In den letzten Jahren aber haben sich auf der ganzen Welt informell Beschäftigte organisiert und begonnen, die Untätigkeit nationaler Regierungen und internationaler Organisationen zu kritisieren. In dieser Auseinandersetzung haben sie neue Strategien und Instrumente entwickelt und sich mit alten und neuen Verbündeten vernetzt.

Die Hausangestellten, und insbesondere die Frauen unter ihnen, haben im letzten Jahrzehnt an der Spitze des Kampfes gegen Prekarität gestanden – und es waren ihre koordinierten, globalen Anstrengungen, die auf der 100. Internationalen Arbeitskonferenz im Jahr 2011 zu der Annahme des ILO-Übereinkommens 189 über menschenwürdige Arbeit für Hausangestellte sowie der dazugehörigen Empfehlungen geführt haben. Dieser Erfolg repräsentiert einen Meilenstein für die Hausangestellten, deren Bedingungen und besondere Stellung auf dem Arbeitsmarkt erstmalig anerkannt werden. Durch die Einbeziehung eines menschenrechtsorientierten Ansatzes in den Verhandlungsprozess bedeutet das Übereinkommen zugleich auch einen Wendepunkt in der internationalen Regulierung von Arbeit.
Im Vorfeld der 61. Sitzung der UN-Frauenrechtskommission (CSW61) nähert sich die vorliegende Studie dem dortigen Schwerpunktthema – Die ökonomische Ermächtigung von Frauen in einer sich verändernden Arbeitswelt – aus der Perspektive der Hausangestellten. Jennifer Fish, Dekanin am Department of Women’s Studies der Old Dominion University in Virginia und Beraterin verschiedener Organisationen von Hausangestellten, analysiert dazu die ILO-Konvention 189 als Fallstudie. Sie geht dabei auch der Frage nach, welche Möglichkeiten und Grenzen sich Initiativen für bessere Arbeitsrechte in den Vereinten Nationen bieten.

Derzeit befindet sich die kollaborative Kampage für die Konvention 189 in einem kritischen Moment. Während Hausangestellte sich weiterhin auf nationaler Ebene organisieren, um für die Anerkennung und Implementierung der Konvention einzutreten, hat das High-Level Panel für die ökonomische Ermächtigung von Frauen des UN-Generalsekretärs entschieden, die Ratifikation der Konvention voranzutreiben – mit Unterstützung vieler seiner Mitglieder. Die Kampagne zeigt beispielhaft, auf welche Art und Weise die UN-Behörden zusammenarbeiten können, um weltweit gültige Standards für eine wichtige Gruppe von Arbeiterinnen und Arbeitern festzusetzen und dadurch den Respekt und den Schutz von Millionen von Frauen zu sichern.


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